Vermessene Honorare

Ein wenig geschluckt haben wir schon, als wir das erste Angebot für die Vermessungsarbeiten erhalten haben. Die paar Stunden Aufwand sollen so teuer sein? Ein wenig Recherche und weitere Anfragen bei anderen Vermessern senkten dann den Blutdruck wieder deutlich.

Eigentlich wollten wir ja gar nicht nach Alternativen suchen, sondern direkt den von Keitel-Haus empfohlenen Vermesser nehmen. Stutzig wurden wir aber, als wir dessen Angebot genauer studiert haben: Der Preis richtet sich nicht etwa nach Aufwand (Stundensatz/Fahrtkosten/…) oder nach Form des Gebäudes, sondern nach der Bausumme.  Begründet wurde dies mit Verweis auf HOAI §§ 97, 98 und 99, wobei diese laut meiner ersten Recherche gar nicht existierten – der letzte Paragraph ist die Nummer 58.

Licht ins Dunkel brachte nach Tipps von Ralph und Stephan (danke mal wieder) und einiger Recherche dann der Wikipedia-Artikel zum HOAI: Seit 2009 ist das Honoar für vermessungstechnische Leistungen frei verhandelbar, die Verwendung der Honorartabellen ist als Orientierungshilfe aber möglich. Die zitierten §§ 97, 98 und 99 stammen also aus der längst veralteten Version der HOAI von 2002. Schnell haben wir uns noch zwei weitere Angebote von anderen seriös wirkenden Vermessungsbüros eingeholt, und siehe da, die Summe für die gleiche Leistung war in etwa halbiert. Da haben wir natürlich sofort zugeschlagen.

Nun kann ich ja auch Argumente verstehen, warum es grundsätzlich sinnvoll sein kann, eine Honorarordnung einzuhalten. Diese sollte dann aber auch realistisch gestaltet sein. Denn der Aufwand der Vermessung hat doch viel mehr mit der Form und Lage eines Gebäudes zu tun als mit dem Wert des Gebäudes. Überspitzt ausgedrückt: Wenn ich mir Klodeckel aus purem Gold ins Haus installiere, wieso hat der Vermesser dann mehr Honorar verdient? Totaler Blödsinn!

Zweitens: Nicht optimal von Keitel-Haus, dass sie uns einen Vermesser empfohlen haben, der doppelt so teuer ist wie die vergleichbare Konkurrenz. Ich muss aber zugeben: als wir den Kontakt bekommen haben, wurde schon gesagt, dass es „wahrscheinlich auch Billigere gibt“. Insofern ein Tipp für alle Bauherren: Holt Euch immer zwei oder drei Alternativangebote ein. Manchmal lohnt es sich mehr, als man zunächst denkt.

2 Gedanken zu „Vermessene Honorare

  1. Schön zu sehen, dass es bei euch weiter geht! Wir drücken die Daumen, dass jetzt alles ganz schnell geht!

    Eure Erfahrungen mit dem Vermesser hat bei uns ziemliche Verwirrung hervorgerufen: Wir mussten den Vermesser schon vor Baugesuch beauftragen, um die Höhenlage des Geländes genau zu ermitteln und Lagepläne erstellen zu lassen. Wir haben über Keitel beauftragt und unser Angebot war nicht an die HOAI gebunden, sondern pauschal. Und auch der Preis war eigentlich marktüblich… Was generell die Bemessung der Kosten nach HOAI angeht stimmen wir die vollkommen zu! Wir haben auch wenig Verständnis dafür, dass Preise teurer werden, wenn man bei der Ausstattung zugreift… :/

    1. Ein wenig ungewöhnlich ist bei uns ja, dass wir auf einem Grundstück bauen, auf dem bereits ein Haus steht. Deswegen ist wahrscheinlich schon alles vermessen und beim Grundbuchamt hinterlegt, so dass sich unser Architekt wohl direkt aus diesen Daten versorgen konnte. Beim Architektengespräch hat er zwar noch ein paar Maße genommen, aber ein separater Vermesser war nicht dabei.

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