Wenn man sich Gedanken zum Hausbau macht, dann stehen dabei die Versorgungsleitungen sicher nicht an erster Stelle. Vielleicht noch die Überlegung, auf welcher Seite des Gebäudes man den Technikraum unterbringen will, aber mehr auch nicht. Dass die Versorgungsleitungen aber auch jede Menge Arbeit und Ärger machen können, haben wir die letzten Monate erlebt.
Es könnte ja alles so einfach sein: Ein kommunaler Betrieb öffnet einen Graben, verlegt die Leitungen für Gas, Wasser, Strom, Telefon und TV-Kabel, schüttet den Graben wieder zu und fertig. Doch leider klappt das in Schrobenhausen nur bei der Wasserversorgung so. Die anderen Sparten sind (leider!) in privater Hand. Genauergesagt, für jede Sparte ist eine eigene Firma zuständig (Strom: Bayernwerke, Gas: Energie Südbayern, Telefon: Telekom, TV-Kabel: Vodafone). Die Kunst besteht nun erst einmal darin, einen Ansprechpartner ans Telefon zu bekommen, um überhaupt herauszufinden, wo man wie was wann beantragen muss. Je nach Firma kann das schon mal zehn Telefonate brauchen, um danach auch nicht viel schlauer als zuvor zu sein. Der Abschuss war Vodafone. Dort bekamen wir erst einen Rückruf zur Terminvereinbarung der Abtrennung der alten Leitung, als das neue Haus schon längst stand (die alte Leitung hatten wir schon Monate zuvor kurzerhand selbst herausgerissen). Bei der Telekom war es kaum besser; hier ließen wir unseren alten Vertrag sicherheitshalber einfach weiterlaufen, damit wir nicht (wie man von anderen Bauherren hört) monatelang ohne Telefon dastehen. Und tatsächlich, Telefon und Internet funktionierten schon direkt nach Wiederanschluss des Kabels 😉 Wie es besser geht, haben die Schrobenhausener Stadtwerke gezeigt. Dort hat man in kürzester Zeit einen persönlichen Ansprechpartner am Telefon, der dann auch gleich selbst dafür zuständig ist, den Bautrupp zu koordieren. Die Wartezeit war stets minimal (teils weniger als 24 Stunden zwischen Auftragserteilung und Umsetzung!), die Ausführung schnell und sauber, und am Ende kostete es stets beiden Seiten weniger Zeit und Nerven als bei allen anderen Firmen. Über das Argument, private Firmen arbeiteten doch viel effizienter als kommunale Unternehmen, kann ich nur noch müde lächeln.
Außer der Kommunikation gibt es bei den Versorgern noch ein zweites Problem: Niemand möchte den Graben benutzen, den eine andere Firma schon gebuddelt hat, und wenn doch, dann möchte niemand diesen Graben wieder zuschütten. Anders formuliert: Jede Firma öffnet den Graben selbst, legt seine Leitung rein und macht alles wieder zu. Bei fünf Sparten würde also fünfmal an der selben Stelle gebaggert werden. Da unser Haus ja auf einer Schotter-Aufschüttung steht und der Versorgungsgraben sehr nah am Haus läuft, wollten wir zu häufiges Herumbaggern aber vermeiden. Außerdem sahen wir ein erhöhtes Risiko, dass man beim erneuten Öffnen versehentlich doch eine andere bereits verlegte Leitung wieder beschädigt. Wir haben also die Stadtwerke den Graben öffnen lassen (die Wasserleitung liegt nämlich am tiefsten) und ihn dann offen gelassen. Schichtweise haben wir ihn selbst von Hand zugeschaufelt, damit auch die anderen Versorger (Gas, dann Strom, dann Telekom – auf TV-Kabel verzichten wir) ihre Leitungen darüberlegen konnten. Am Ende legten wir selbst noch ein Leerrohr mit Zugseil dazu, das wir für die Außenbeleuchtung und evtl. später noch für ein weiteres Kabel nutzen können. Schließlich mussten wir den etwa 12 Meter langen Graben noch komplett von Hand zuschaufeln. Eine grauenvolle Arbeit, aber das war es uns im Zweifel wert…
Was kann man als Bauherr daraus lernen? Vielleicht könnte man versuchen, die Organisation der Hausanschlüsse auch in den Zuständigkeitsbereich des Bauträgers (also bei uns der Fertighausfirma) zu legen. Ich habe keine Ahnung, ob die sich darauf einlassen würden; gerade auch, weil von Ort zu Ort sehr unterschiedlich vorzugehen ist. Auf jeden Fall ist der Aufwand, den man für die paar Meter Leitung braucht, keinesfalls zu unterschätzen, ebenso nicht die damit verbundenen Kosten.
Die gute Nachricht ist immerhin, dass wir inzwischen sämtliche Sparten im Haus haben und – wie gesagt – fast untypisch für die meisten Neubauten, sogar das Telefon schon funktioniert. Die Grabenkämpfe sind also zu Ende; jetzt können wir uns wieder auf das Wesentliche im Haus konzentrieren 🙂