Die Horrorvorstellung jedes Bauherrn: Wenn eine Baufirma pleite ist und man schon mitten in den Arbeiten steckt oder Vorauskasse geleistet hat. Trotz verschiedener Vorkehrungen ist uns das nun auch mit einer Firma passiert. Dabei hatten wir noch Glück im Unglück.
Ursprünglich sah es richtig gut aus: Die Gebr. Fink GmbH & Co. KG machte einen sehr soliden Eindruck. Professionelle Präsentation auf der Schrobenhausener Gewerbeschau, schnelle und kompetente Beratung und zudem noch eine jahrzehntelange Tradition als Familienunternehmen. Als wir schließlich auch noch einen Blick auf die Geschäftszahlen der letzten Jahre geworfen hatten, fiel uns die Entscheidung leicht, und wir unterschrieben den Vertrag zum Bau einer Glasüberdachung auf unserer Terrasse. Ein besonderes Lockangebot gab es auch noch: 5% zusätzlicher Rabatt bei 100% Vorauskasse, wobei eine recht zügige Umsetzung garantiert wurde. Wir überlegten kurz, gingen aber aufgrund des guten Gesamteindrucks auf das Angebot ein.
Nun war es einfach dem Glück zu verdanken, dass wir fälschlicherweise auf eine Rechnung warteten, und das Geld nicht wie in der Auftragsbestätigung gefordert sofort überwiesen. Denn der Brief, der zwei Wochen darauf ins Haus flatterte, war nicht etwa die erwartete Rechnung, sondern die Information, dass das Unternehmen in vorläufiger Insolvenz war. Nach eigenen Angaben hatte die Firma sich in Geschäften mit Generalbauunternehmen verrannt, während das Privatkundengeschäft weiter glänzend liefe. Natürlich waren wir zunächst weiter an den Vertrag gebunden und hofften auch auf eine Sanierung des Unternehmens. Im September teilte uns der Insolvenzverwalter aber mit, dass der Geschäftsbetrieb eingestellt wurde und der Vertrag hinfällig sei. Zum Glück hatten wir noch keinen Cent überwiesen.
Im Rückblick muss man feststellen, dass wir auf unserer Baustelle großes Glück hatten, von derlei Problemen komplett verschont geblieben zu sein. Man kann sich natürlich auch in gewisser Weise davor wappnen. Auch bei Fertighausherstellern gibt es ja den ein oder anderen, der schon zweifelhaften Ruhm durch diverse Insolvenzen und Verkäufe gesammelt hat. Bewusst hatten wir uns damals stattdessen für ein Familienunternehmen mit langer Tradition entschieden, Keitel-Haus. Es war Keitel-Haus selbst, die uns damals auf die Idee gebracht hatten, uns selbst von den guten Geschäftszahlen zu überzeugen: auf www.bundesanzeiger.de kann man im Unternehmensregister u.a. für GmbHs Einsicht nehmen.
Eine Garantie sind die guten Zahlen aber noch lange nicht, wie wir bei der Fa. Fink feststellen mussten. Es kann auch in einem Familienunternehmen von heute auf morgen ein finanzieller Engpass entstehen, und schon ist die Insolvenz unvermeidbar. Als weitere Vorsichtsmaßnahme würden wir also den Tipp geben, möglichst auf Vorkasse zu verzichten. Keitel-Haus bot uns standardmäßig an, die Rechnungen nach Baufortschritt zu bezahlen. Gegen wenige Prozent Aufschlag wäre es sogar möglich gewesen, fast das gesamte Haus erst bei Übergabe bezahlen zu müssen. Bei uns hat ja (fast) alles wunderbar geklappt, aber im Nachhinein würden wir über die Option wirklich nachdenken.
Wer Vorauskasse leistet, muss sich bewusst sein, dass er hier gewissermaßen eine Wette eingeht. Man kann ein wenig dabei gewinnen, und wird das wahrscheinlich auch, aber wenn man verliert, dann kann es richtig teuer werden. Unbedingt sollte man sich durchrechnen, ob man sich diesen Worst Case leisten kann oder nicht. Wir drücken allen zukünftigen Bauherren und -frauen die Daumen, dass es ähnlich stressfrei läuft wie bei uns.
Der Pleitegeier, der uns jetzt fast ganz am Ende besucht hat, hat es sich ja nochmal anders überlegt und ist davon geflogen. Hoffentlich auf Nimmerwiedersehen!