Jetzt mal ehrlich

Was würdet Ihr sagen, wenn Vieles in diesem Blog gar nicht der Wahrheit entspräche? Wenn wir zugeben würden, dass wir vieles geschönt hätten, und von der Fertighausfirma dafür bezahlt würden? Hat man denn im Internet eine Garantie, dass „Käuferbewertungen“ unabhängig erstellt wurden und der Wahrheit entsprechen?

Gehört Ihr auch zu denjenigen, die bei Amazon erstmal auf „nach Kundenbewertung sortieren“ klicken, um ein bisschen Ordnung in die Suchtreffer zu bekommen? Trotz besseren Wissens mache ich das auch. Dabei ist es mehr als naheliegend, dass überall im Internet bezahlte Mitarbeiter (oder gar automatische Bots) unterwegs sind, um das eigene Produkt hochzujubeln bzw. die Konkurrenz schlecht aussehen zu lassen. Wieso sollte das nicht auch auf einem „unabhängigen“ Baublog der Fall sein? Wir bekommen diese Frage privat öfters gestellt: „Jetzt mal ehrlich, wie war das wirklich…?“.

Die Referenzkundenvereinbarung

Es kann doch gar nicht sein, dass im Großen und Ganzen alles so gut funktioniert hat bei unserem Bau mit Keitel-Haus, oder? Das werden wir jedenfalls immer wieder gefragt. Man sollte vielleicht wissen, dass wir uns beim Kaufvertrag dazu entschieden haben, ein „Referenzkunde“ für Keitel zu werden. Das bedeutet z.B., dass wir uns bereit erklärt haben, dass von unserem Haus Bilder veröffentlicht werden dürfen, dass anderen Bauinteressenten unsere Kontaktdaten für einen persönlichen Austausch übermittelt werden dürfen und wir diesen Bauinteressenten persönlich Auskunft über unsere Erfahrungen geben. Zusätzlich sollen wir für bis zu zwei Jahre dazu bereit sein, bis zu fünf mal jährlich anderen Bauinteressenten unser zu Haus zeigen (bisher kam es aber noch nicht dazu). Im Gegenzug gab es dafür einen kleinen Rabatt von 500 EUR. Keitel hat aber nichts dagegen, dass wir auch über die Dinge berichten, die nicht so optimal gelaufen sind, und die aufmerksamen Leser dieses Blogs wissen ja, dass es einige Punkte gab, die nicht so gut gelaufen sind, und die wir im Blog ja beispielhaft dokumentiert haben. Ich weiß, ein Beweis für unsere Neutralität ist das noch lange nicht, aber ich hoffe, Ihr könnt Euch jetzt ein etwas klareres Bild davon machen, wie wir denken. Und Keitel-Haus können wir wirklich guten Gewissens weiterempfehlen, denn gerade auch die Art und Weise, wie Keitel sich bemüht hat, alle Probleme möglichst schnell und unbürokratisch zu lösen, fanden wir persönlich richtig gut.

Missbrauch unserer Website durch Dritte

Eine Gefahr, die Neutralität eines Blogs von Außen zu untergraben, sind Versuche der Einflussnahme durch Dritte. Manchmal geht das sehr offensichtlich: So erreichen mich inzwischen wöchentlich Anfragen für „redaktionelle Zusammenarbeit“, „Gastbeiträge“ oder „Beitragsideen“. Im harmlosesten Fall soll ich z.B. einen neutralen Artikel über Gartenhäuschen schreiben, dabei aber mehrmals einen bestimmten Hersteller verlinken (ja, liebe Sarah, ich meine Dich, und Deine 50 EUR kannst Du gerne behalten). Oder ich soll eine Grafik zum Thema Heizkosten und Thermographie posten (liebe Ute, so ganz ohne Gegenleistung musste ich nicht mal darüber nachdenken; aber bitte hör jetzt endlich auf, mich immer wieder damit zu nerven).

Subtiler ist die Möglichkeit, einfach einen neutral wirkenden Kommentar zu hinterlassen, der so nebenbei aber auf eine bestimmte Website verlinkt, die beworben werden soll. So erhalten wir öfters Gratulationen von uns völlig unbekannten Gestalten, manchmal nett formuliert, manchmal offensichtlich dümmliches Copy&Paste, aber stets mit einem Link zu irgendeiner Baufirma mit zweifelhafter Seriösität. Wenn der Beitrag nett geschrieben ist, lasse ich ihn meist zu, zwicke aber den Link ab (ätsch! 😉 ). Der aufmerksame Leser fragt sich vielleicht, ob der Link denn überhaupt eine Bedeutung hat  – sooo viele Leser studieren nun auch wieder nicht die Kommentare unter unseren Beiträgen. Das Zauberwort ist  „Suchmaschinenoptimierung“: Je öfter eine Website verlinkt wird, am Besten von ganz verschiedenen Seiten her, desto weiter oben erscheint sie z.B. bei Google. Das Verfahren ist äußerst ausgeklügelt, und unsere Website ist als Linkpartner sicher um einiges mehr wert als diverse „Link-Misthaufen“, die früher einzig zum Zwecke der Suchmaschinenoptimierung erschaffen wurden.

Ihr seht schon: Gar nicht so leicht, neutral zu bleiben. Nicht nur muss man die eigene Wortwahl überdenken, sondern auch schauen, wie die Benutzer mit dem Blog interagieren. Wir geben weiter unser Bestes; und wer dieser Seite immer noch nicht traut, dem verraten wir vielleicht im persönlichen Gespräch noch etwas mehr, als was auf dieser Website möglich ist. Ihr wisst ja inzwischen, wir sind ein Referenzhaus, man kann uns bei Bedarf also auch gern besuchen (die Kaffeemaschine ist bereits angeschlossen 🙂 ).

 

Anmerkung: Dieses Blog finanzieren wir übrigens aus unserer eigenen Tasche, insbesondere die dafür notwendige Zeit. Natürlich ist es nicht nur Arbeit, sondern macht vor allem auch viel Spaß, und einige Jahre später ist es wohl genau so spannend anzuschauen wie ein Fotoalbum. Die Serverkosten decken wir teilweise mit Werbebannern am Rande des Blogs. Wem diese stören, dem empfehlen wir einen guten Werbeblocker.

12 Gedanken zu „Jetzt mal ehrlich

  1. Hej,

    das ist ja interessant, dass Keitel-Haus sich quasi erkaufen möchte, dass man sich nicht negativ über sie äußert. Ich finde ja, wer ordentlich arbeitet, der kann auch ehrliche Kundenrezensionen akzeptieren. Selbst wenn mal irgendetwas schief laufen sollte – sowas passiert bei einem großen Projekt wie einem Hausbau einfach und dann ist die Frage, wie man als Firma damit umgeht (bspw. schnelle Rückmeldungen durch den Bauleiter, gute Ideen seitens der beteiligten Firmen, Kulanz usw.).
    Und als Leser / potentieller Kunde vertraue ich eher denjenigen Rezensionen und Baublogs, die nicht nur alles über den grünen Klee loben, sondern auch das ansprechen, was suboptimal läuft.

    In meinem Blog schreibe ich über unsere Erfahrungen beim Hausbau mit Danhaus, und hier nehme ich auch kein Blatt vor den Mund. Wenn etwas blöd läuft, erwähne ich das. Aber ebenso berichte ich halt auch über das, was wirklich gut funktioniert. Von Danhaus selber haben wir sogar schon die Rückmeldung bekommen, dass sie so eine ehrliche und ausgewogene Dokumentation schätzen und das, was ich an verbesserungswürdigen Punkten aufzeige, auch angehen wollen.

    Generell zum Thema Werbung auf Blogs – hier ist halt die Kennzeichnung das A und O. Nicht zuletzt, weil das vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird (bezahlte Verlinkungen, die nicht eindeutig als Werbung kenntlich gemacht werden, sind schlicht und ergreifend Schleichwerbung). Es gibt leider immer wieder Anfragen, die das zu umgehen versuchen… extrem unseriös und nicht nur für das jeweilige Unternehmen riskant, sondern auch für die Blogger, die sich auf so etwas einlassen.

    Aus Lesersicht finde ich es vollkommen okay, wenn jemand irgendein Produkt erwähnt, beispielsweise den Anbieter der Poster auf dem Foto vom Wohnzimmer, und das als Werbung kennzeichnet. Dann weiß ich, okay, der Blogger wurde dafür bezahlt – aber trotzdem kommt es ja drauf an, was und wie jemand schreibt. Amazon-Bewertungen sind ja weitestgehend anonym, aber wenn ich einen Blog regelmäßig lese und weiß, dass der Blogger verschiedene Produkte vorstellt, dabei aber immer auch Kritikpunkte anspricht, dann wirkt das schon recht vertrauenswürdig. Anders, als wenn jemand immer nur ganz begeistert jedes Produkt hypt…

    Google schreibt ja auch vor, dass bezahlte Links als nofollow gekennzeichnet werden müssen – die werden von Bots ignoriert, sodass diese Verlinkungen aus SEO-Sicht keine Auswirkung haben. Klar, dass auch hier Agenturen und Firmen versuchen, dofollow zu bekommen… auch wenn sowohl sie selber, als auch die Blogger damit riskieren, von Google abgestraft und aus dem Suchindex verbannt zu werden. Auch hier kann ich nur den Kopf darüber schütteln, wie oft solche unseriösen Kooperationsanfragen angenommen werden.

    Weil für mich selber diese beiden Dinge – transparente Kennzeichnung als Werbung sowie nofollow-Verlinkungen – auf meinem Blog die Rahmenbedingung für Kooperationen sind, lehne ich ungefähr 80% aller Anfragen ab (bzw. bekomme schlicht keine Rückmeldung mehr auf meine Antwort, wenn ich freundlich darauf hinweise…). Aber dafür sind die Zusammenarbeiten, die zustande kommen, dann halt auch gut.

    Liebe Grüße
    Anne

    1. Hi Anne, danke für diesen Beitrag – da war für mich auch einiges Neues dabei (nofollow-Links). Wieder was gelernt! Nochmal zur Klarstellung: Ich sehe die 500 EUR von Keitel-Haus nicht als „Schweigegeld“ an. Im Vordergrund steht ja, dass wir „Referenzkunde“ und somit ein Vorzeigekunde von Keitel sind (oder sein sollten). Dass man sich dann nicht gleichzeitig negativ äußert und auch noch Geld dafür bekommt, kann ich schon nachvollziehen. Wir hatten über das Thema auch mit Keitel Haus gesprochen, und im Ergebnis teilen wir die Meinung, dass ein Blog auch nur dann glaubwürdig ist, wenn man nicht nur die positiven Erfahrungen anspricht, sondern auch die bei einem so großen Projekt unvermeidlichen Probleme. Das entscheidende ist am Ende eher, wie man mit den Problemen umgeht.

  2. Hallo,

    interessanter Beitrag. Ich habe auch einen Blog und der Hauptaspekt ist der Spaß, den ich dabei habe. Das Projekt Hausbau ist allgemein eine große Herzenssache und wenn man dann noch Spaß am Schreiben und Fotografieren hat, lässt sich das super kombinieren.

    Eine Frage habe ich aber: Wenn z.B. ein Unternehmen anfragt, ob wir zusammenarbeiten, indem ich zum Beispiel deren Boden nehme und die Firma dann bei einem Posting dann markiere. Natürlich würde ich dies nur annehmen, wenn ich einen Boden finde, der mir auch zusagt und dann auch ehrliche Rückmeldung zum Boden poste. Ist dies legitim? Welche Gegenleistungen wären dann möglich?
    Ein Haus kostet natürlich auch Geld und irgendwie freut man sich dann doch, wenn man an manchen Stellen etwas sparen kann oder anderweitig für die Arbeit etwas zurückbekommt.

    VG
    Bauherrin Katrin

  3. Hallo,

    sehr interessanter artikel. Ich merke es auch öfter das viele Seiten sich einfach nicht an die google regeln halten. Aber wenn man nun mal gute platzierungen haben will sollte man sich daran halten. Dazu zählt, wie du schon sagst, auch bezahl links als nofollow kennzeichnen.

    Gruß
    Reinhard

  4. In der Tat ist nicht alles Gold was glänzt… Doch durch unseren Hausbau und die vielen Bautagebücher die ich auch noch heute aus reinem privaten Interesse mir ansehe, achte ich vor allem auf die negativen Einträge. Ich denke jeder der ein Haus mit Dritten baut hat irgendwann einmal ein Erlebnis wo es mal nicht rund läuft.
    Wichtig hierbei ist aber, dass dieses Problem für beide Seiten fair und transparent gelöst wird. Von 500€ als referenzkunde höre ich heute zum ersten Mal… sicherlich gibt es beim Verhandeln den ein oder anderen Bonus und sicherlich wird es auch immer mal wieder „erfreulich“ gesehen, wenn Kunden ein positiven Eindruck im Netz verbreiten… Aber dennoch ist es heutzutage immernoch nur ein Bruchteil der Hauskäufer welche sich ausgiebig und ausschließlich über das Internet über den zukünftigen Bauträger informiert.

  5. Ja, habe diese Woche auch einen großen Fernsehbericht gesehen, dass mittlerweile Bots eingesetzt werden, um Bewertungen zu manipulieren. Aber auch ohne diese Bots gebe ich selber nicht viel für Bewertungen, da Meinungen so unterschiedlich sind, wie die Menschen selber und jeder einen eigenen Geschmack hat, der sich nicht unbedingt mit meinem vergleichbar sein muss.

  6. Hallo, das mit dem Link und Suchmaschinenoptimierungen kannte ich an der Stelle nicht. Kein Wunder also, dass unseren Blog bisher nur meine Eltern lesen 😉 In jedem Fall schön geschrieben und sehr unterhaltsam.

    1. Einen tollen Blog habt Ihr da. Ziemlich professionell aufgezogen würd ich sogar meinen. Viel Erfolg damit und v.a. mit Eurer Renovierung 😀

  7. Wie wird man denn Referenzkunde? Ich wurde da noch nie gefragt, und ich hätte sowas sicherlich gerne gemacht. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen diverser negativer, aber auch positiver Erfahrungen.

    Aber wer lästern will, kann das ja tun, solange nirgends steht, dass man das nicht darf … Oder wollen die dann das Haus absichtlich krumm und schief hinbauen? 🙂

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